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AutorenbildSapana Gupta

Ist 10 Minuten immer gleich 10 Minuten?

Aktualisiert: 27. Dez. 2024


Letzte Woche besuchte ich einen örtlichen Schneider in Berlin – einen freundlichen, älteren türkischen Herrn. Als ich ankam, versicherte er einer Kundin, dass ihr Schal in „10 Minuten“ fertig sein würde. Nachdem sie gegangen war, klopfte er mir herzlich auf den Rücken, lud mich ein, hinter dem Tresen Platz zu nehmen, und fragte nach meiner Herkunft.


🌍 Ich erzählte ihm, dass ich Amerikanerin mit indischen Wurzeln bin, und wir unterhielten uns über Kultur und Migration – was seine Arbeit etwas verlangsamte. Bald kam die Kundin zurück und war überrascht, dass der Schal noch nicht fertig war. „Sie sagten 10 Minuten?“, fragte sie. Er antwortete: „Ja, ungefähr 10 Minuten – das braucht ein wenig Zeit!“ Sie ging wieder, und er seufzte: „Die Deutschen… 10 Minuten müssen immer genau 10 Minuten sein!“


🕰️ Dieses Erlebnis brachte mich zum Nachdenken über das Konzept von Zeit und wie sie in verschiedenen Kulturen wahrgenommen wird. In linear ausgerichteten Zeitkulturen wie in Deutschland und den USA wird Pünktlichkeit betont, und Verzögerungen von nur wenigen Minuten können bereits Frustration auslösen. In flexiblen Zeitkulturen wie in der Türkei oder Indien ist Zeit hingegen fließender, und Verzögerungen sind akzeptiert – manchmal sogar erwartet.


📜 Diese unterschiedlichen Wahrnehmungen lassen sich oft durch die geschichtlichen Wurzeln eines Landes erklären. In germanischen und nordeuropäischen Ländern verlangte die industrialisierte Vergangenheit Pünktlichkeit. Im Gegensatz dazu haben Gesellschaften, die an ständige Veränderungen gewöhnt sind – wie viele Entwicklungsländer – eine flexiblere Einstellung zur Zeit entwickelt, um die Unvorhersehbarkeit des Lebens besser zu bewältigen.


Wenn man reist, ist es relativ einfach, sich an die Kultur vor Ort anzupassen. Aber was, wenn man ein multikulturelles Team leitet oder darin arbeitet? Hier ist es wichtig, von Anfang an ein gemeinsames Zeitmanagement-System zu besprechen und festzulegen. Dies hilft, Erwartungen zu steuern, Frustration zu vermeiden und letztendlich eine Teamkultur zu fördern, die verschiedene Zeitwahrnehmungen anerkennt.


Hast du schon einmal unterschiedliche Zeitwahrnehmungen erlebt?



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